Neues aus der Wissenschaft

15.01.2022 | COVID-19 und assistierte Reproduktion

Eine wichtige Frage seit dem Auftreten von COVID-19 ist das Risiko von Kontaminationen mit dem Virus im Rahmen der Kinderwunschbehandlung. Eine aktuelle Studie beschäftigte sich mit diesem Problem bei asymptomatischen Frauen während einer ART und untersucht den Nachweis der COVID-19-mRNA im Ejakulat, im Scheidensekret, in der Follikelflüssigkeit und im Mark des Eierstockgewebes (Kteily et al. Risk of contamination of semen, vaginal secretions, follicular fluid and ovarian medulla with SARS-CoV-2 in patients undergoing ART. Hum. Reprod. 2021; Nov 6: Online ahead of print).

Bestandteil des Studiendesigns waren das Ausfüllen eines Fragebogens bei Stimulationsbeginn und/oder am Punktionstag (Symptome? Ergebnis PCR-Test? Chronische Atemwegserkrankungen? Kontakt zu COVID-19-positiven Personen in den letzten 28d? Reisen in den letzten 14-28d?) sowie ein nasopharyngealer COVID-19-PCR-Test. Es wurden 4 Gruppen gebildet:

  • Gruppe 1 (n = 235): negative oder unklare Antworten im Fragebogen + negativer COVID-19-PCR-Test
  • Gruppe 2 (n = 20): positive Antworten im Fragebogen + negativer COVID-19-PCR-Test
  • Gruppe 3 (n = 20): positiver COVID-19-PCR-Test
  • Gruppe 4 (n = 119): unklarer Status

Bei den Patienten erfolgten Inseminationen, IVF-/ICSI-Zyklen, eine Kryokonservierung von Eizellen oder Eierstockgewebe bzw. diagnostische Spermiogramme.

Die Untersuchung zeigte keine nachweisbare COVID-19-mRNA im Ejakulat, in der Follikelflüssigkeit, im Scheidensekret und im Eierstockgewebe von symptomlosen Frauen während einer assistierten Reproduktion. Dieses Ergebnis war unabhängig von den Antworten im Fragebogen und dem Ergebnis des PCR-Tests. Die Autoren halten daher zusätzliche Untersuchungen zum Schutz des Personals (das Umgang mit den genannten biologischen Materialien hat) nicht für erforderlich.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth