Neues aus der Wissenschaft

01.05.2022 | Vorübergehende Menstruationsstörungen nach COVID-19-Impfung

Seit Einführung der COVID-19-Impfung werden im Internet Berichte über Zyklusveränderungen nach der Impfung geteilt. Ob hier tatsächlich eine Assoziation besteht, wurde nun in zwei Beobachtungsstudien untersucht.

Eine Studie aus den USA (Edelman et al. Association between menstrual cycle length and Coronavirus disease 2019 (COVID-19) vaccination: a U.S. cohort. Obstet. Gynecol. 2022; 139: 481-489) untersuchte prospektiv Frauen zwischen 18-45 Jahren, die eine Zyklus-APP („Natural Cycles“) anwendeten (Zykluslänge 24-38 Tage). Beobachtet und verglichen wurden 2403 Frauen drei Zyklen vor sowie drei Zyklen nach Impfung (BioNTech, Moderna, Johnson & Johnson) sowie eine Kohorte ungeimpfter Frauen (n = 1556). Eine Impfung war mit einer Verlängerung des Zyklus < 1 Tag assoziiert (erste Dosis: 0,71 Tage, CI 0,47-0,94; zweite Dosis: 0,91 Tage, CI 0,63-0,93). Eine Subgruppenanalyse ergab, dass - erfolgte die erste und zweite Impfung innerhalb desselben Zyklus - dieser durchschnittlich 2,38 Tage (CI 1,52-3,24) verlängert sein kann (10,6% der geimpften vs. 4,3% der ungeimpften Frauen mit einer Zyklusverlängerung ≥ 8 Tage, P < 0,001). Innerhalb der zwei folgenden Zyklen besserte sich das jedoch wieder. Bei den Ungeimpften traten keine Zyklusveränderungen auf.

In der zweiten (bereits vor dem Review online einsehbaren) Studie (Trogstad et al. Increased occurrence of menstrual disturbances in 18-to 30-year-old women after covid-19 vaccination. Available at SSRN 3998180, 2022) wurden 5688 Frauen im Alter von 18-30 Jahren mittels APP nach verschiedenen Menstruationsstörungen (z.B. unerwartete Zwischenblutungen, stärkere Regelschmerzen, stärkere Blutung, längere Blutung, kürzeres Zyklusintervall) befragt. Bei den Teilnehmenden lag eine hohe Impfquote (90%) vor. 37,8% der Frauen wiesen allerdings schon vor der Impfung Zyklusschwankungen vor. Nach der der ersten und zweiten Impfung konnte ein erhöhtes relatives Risiko für eine stärkere oder verlängerte Blutung beobachtet werden, ebenso eine Verkürzung des Blutungsintervalls und Zwischenblutungen. Ähnlich wie in der ersten Studie normalisierten sich diese Veränderungen nach kurzer Zeit wieder.

Eine COVID-19-Impfung kann somit zu vorübergehenden Veränderungen der Menstruation führen. Ähnliches konnte auch nach einer COVID-19-Infektion beobachtet werden (Khan et al. SARS-CoV-2 infection and subsequent changes in the menstrual cycle among participants in the Arizona CoVHORT study. Am. J. Obstet. Gynecol. 2022; 226: 270-273). Zur Vorbeugung von Ängsten ist daher die Aufklärung vor einer COVID-19-Impfung sinnvoll.

Prof. Dr. med. Sabine Segerer