Ein oft – auch in unseren Blogs – diskutiertes Thema ist die Bedeutung der Endometriumdicke für den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung. Die Studiendaten sind unterschiedlich, tendentiell beschreiben die meisten – zumindest bis zu einer gewissen Dicke eine positive Korrelation mit den Therapieergebnissen. Da natürlich auch viele andere Einflussfaktoren vorliegen, ist die nachfolgende Untersuchung spannend, weil sie einen der wichtigsten davon ausschließt – die Aneuploidie der transferierten Embryonen.
Untersucht wurde die Lebendgeburtenrate (LGR) (definiert als Geburt eines vitalen Kindes ab der 22. SSW) nach dem Transfer eines vitrifizierten euploiden Embryos im programmierten (= supplementierten) (n=315) oder Spontanzyklus (n=644) (Ata et al. Effect of endometrial thickness on live birth rate – insights from 959 single euploid frozen embryo transfers without cut-off for thickness. Fertil. Steril. 2023; Mar 2: Online ahead of print).
Die Endometriumdicken lagen zwischen 3-14 mm, wobei Lebendgeburten in allen Bereichen auftraten. In der logistischen Regression zeigte sich sowohl in programmierten als auch in spontanen Zyklen kein unabhängiger Effekt der Endometriumdicke auf die LGR.
Trotz des fehlenden linearen Trends und Fehlens eines Cut-off der Endometriumdicke fand sich ein Peak der LGR im Bereich ≥ 10 mm bis < 12 mm in beiden Gruppen. In einer Subanalyse auf der Suche nach einer Erklärung dafür unterschieden sich die Zyklus- und Patientencharakteristika aber nicht. Lediglich der BMI differierte geringfügig, zeigte aber keinen linearen Trend.
Die Autoren schlussfolgern aus den Ergebnissen, dass kein Cut-off der Endometriumdicke definiert werden kann, der entweder eine Lebendgeburt ausschließt oder unter dem die LGR spürbar sinkt. Die häufige Vorgehensweise, einen Transferzyklus bei einer Endometriumdicke < 7 mm abzubrechen, erscheint ihnen daher nicht gerechtfertigt.
Prof. Dr. med. Frank Nawroth