Neues aus der Wissenschaft

01.11.2023 | Kein Zusammenhang zwischen Infertilität und Ängsten/Depressionen während der Schwangerschaft oder im Wochenbett

Oft wird ein Zusammenhang zwischen der Infertilität und Ängsten/depressiven Symptomen während der Schwangerschaft oder im Wochenbett postuliert.

In einer aktuellen Longitudinalstudie wurden 2039 Patientinnen untersucht, die zwischen 1999-2002 einen Einling entbanden (Capotosto et al. Anxiety and depression symptoms during pregnancy and postpartum among parous women with history of infertility. Fertil. Steril. 2023; Sep 4: Online ahead of print). Die Unterteilung erfolgt in 2 Gruppen:

  • Gruppe 1: 386 Frauen (18,9%) mit einer Schwangerschaft nach Infertilität (definiert als:  ≥ 6 Zyklen bis zu einer Schwangerschaft im Alter ≥ 35 Jahre oder ≥ 12 Zyklen bis zu einer Schwangerschaft im Alter < 35 Jahre)
  • Gruppe 2: 1653 Frauen (81,1%) mit einer Schwangerschaft ohne vorherige Infertilität

Bei den 386 Patientinnen, die nach einer Infertilität konzipierten, zeigten ca. 12% Ängste in der Schwangerschaft, 8,2% depressive Symptome während der Schwangerschaft und 9,1% eine postpartale Depression. Es fand sich kein signifikanter Unterschied zu den ohne vorherige Infertilität konzipierenden Frauen (ca. 11% mit Ängsten während der Schwangerschaft, 9,3% mit starken depressiven Symptomen während der Schwangerschaft und ca. 8,6% mit einer postpartalen Depression).

Die Autoren schlussfolgerten, dass bei Frauen mit einer Infertilität kein erhöhtes Risiko für Ängste oder Depressionen während der Schwangerschaft oder im Wochenbett besteht. Die Studie untersuchte nicht, ob hinsichtlich der mentalen Gesundheit Unterschiede vorlagen, die auf der Kinderwunschbehandlung beruhten bzw. abhängig von der Therapiemethode auftraten. Das muss Gegenstand künftiger Untersuchungen sein.

Prof. Dr. med. Christoph Dorn