Neues aus der Wissenschaft

15.01.2019 | Reisen in der Schwangerschaft – Stellungnahme des European Board and College of Obstetrics and Gynaecology (EBCOG)

Zum Reisen in der Schwangerschaft hören Patientinnen die unterschiedlichsten Ratschläge, welche oft empirisch- und nicht Evidence-basiert sind.
Daher verdient die aktuelle Stellungnahme des European Board and College of Obstetrics and Gynaecology (EBCOG) Beachtung, die einige praxisrelevante Fragen zum Reisen in der Schwangerschaft aufgreift und Grundlage künftiger Beratungen sein kann (Van den Tenne M & Mahmood T on behalf of ECOG. EBCOG Position Statement – Travelling when pregnant. Eur. J. Obstet. Gynecol. Reprod. Biol. 2018, im Druck, DOI: doi.org/10.1016/j.ejogrb.2018.10.002).

Venöse Thrombose
Das in der Schwangerschaft ohnehin 9fach erhöhte Risiko steigt nochmals 3fach bei Flügen > 4 Stunden. Für jede Verlängerung der Flugzeit um 2 Stunden erhöht sich das Risiko um jeweils weitere 18%. Empfohlen werden daher neben Kompressionsstrümpfen eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, der Verzicht auf Kaffee und Alkohol sowie die regelmäßige Bewegung (idealerweise alle 30 min., Gangplatz wählen!). Aspirin senkt das Risiko nicht. Bei Risikofaktoren soll die Heparin-Gabe erwogen werden.

Kabinendruck
Er ist signifikant niedriger als der normale Luftdruck und führt zu einer 10%igen Reduktion der maternalen Sauerstoffsättigung. Für gesunde Schwanger stellt das kein Problem dar.

Kosmische Strahlung incl. Bodyscanner
Die Exposition gegenüber der kosmischen Strahlung bei gelegentlichen Flügen stellt kein Risiko für den Feten dar. Die Strahlenbelastung durch einen Bodyscanner entspricht der kosmischen Strahlung innerhalb von 2 min. in Reiseflughöhe. Eine Schwangerschaft sollte daher keine Kontraindikation für das Scannen im Sicherheitsbereich darstellen.

Infektionen
Endemische Infektionsrisiken in den Reisegebieten müssen bekannt sein. Reisen in Gebiete mit einem erhöhten Infektionsrisiko durch Moskitos (z.B. Dengue Fieber, Malaria und ZIKA) sollten in der Schwangerschaft möglichst vermieden werden. Findet trotzdem eine solche Reise statt, sind Vorsichtsmaßnahmen wichtig (z.B. langer Schlafanzug, Schlafen unter Moskitonetz, Malariaprophylaxe).

Prof. Dr. med. Frank Nawroth