Neues aus der Wissenschaft

01.06.2024 | Vorgeburtliche Betreuung von Frauen mit Adipositas in der Schwangerschaft

Frauen mit einer Adipositas sollten aufgrund der erhöhten mütterlichen und fetalen Risiken in der Schwangerschaft intensiviert betreut werden.

Die S3-Leitlinie der AWMF „Adipositas und Schwangerschaft“ (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-081) beschreibt detailliert diese Risiken und welche Maßnahmen empfohlen werden. Letztere werden trotz der hohen Prävalenz adipöser Schwangerer noch nicht ausreichend umgesetzt. Daher nachfolgend wichtige Punkte in der vorgeburtlichen Überwachung im Überblick:

Mütterlich:

  1. Bei einem BMI > 30 kg/m² sollte ein Präeklampsie-Screening angeboten werden.
  2. Bei einem BMI > 35 kg/m² sollte ab der 11+0 SSW die Einnahme von ASS 150 mg zur Präeklampsie-Prophylaxe erfolgen.
  3. Das Vorliegen eines Gestations- bzw. Typ 2-Diabetes sollte im 1. Trimenon geklärt werden.
  4. Bei einem BMI > 40 kg/m² sollten nach der 36. SSW wöchentlich klinische Kontrollen erfolgen.
  5. 5.    Die Thromboseprophylaxe bei weiteren Risikofaktoren ist zu prüfen.

Fetal:

  1. Frauen mit Adipositas weisen ein höheres Fehl- und Frühgeburtsrisiko sowie ein erhöhtes IUFT-Risiko auf.
  2. Aufgrund des höheren Fehlbildungsrisikos (z.B. Neuralrohrdefekte, orofaziale Spalten) werden ein Aneuploidie-Screening mit früher Fehlbildungsdiagnostik im 1. Trimenon sowie die Feindiagnostik mit Dopplersonographie im 2. Trimenon empfohlen. Hierbei sollte auf die bis zu 20% niedrigere Entdeckungsrate bei einem BMI > 30 kg/m² hingewiesen werden.
  3. Zur Detektion einer späten IUGR oder fetalen Makrosomie sollte nach dem regulären 3. Screening ergänzend eine Biometrie in der 34. und 38. SSW erfolgen.

Frauen nach bariatrischer Operation gelten als Risikoschwangere. Im ersten postoperativen Jahr sollte eine Schwangerschaft vermieden werden. Präkonzeptionell wird die Einnahme von 800 µg Folsäure/Tag empfohlen. Es besteht ein erhöhtes Risiko für eine fetale Wachstumsrestriktion. Regelmäßige Wachstumskontrollen und eine Blutentnahme 1x/Monat zur Kontrolle der eingenommenen Supplemente sollten durchgeführt werden.

Dieser Artikel geht nicht auf die Betreuung hinsichtlich Geburtsplanung, Entbindung und Wochenbett ein. Entsprechende Empfehlungen finden sich ebenfalls in der o.g. AWMF-Leitlinie.

Dr. med. Marie-Louise Schamp